7. Werkleitz Biennale Happy Believers
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Katalogtexte

Anke Hoffmann:
Glaubenssysteme zwischen Medien, Markt und Menschen

Solvej Helweg Ovesen:
Der Thron bleibt leer

Angelika Richter:
Von Ikonen, Idolen, Avataren und anderen Stellvertretern

Jan Schuijren:
Spuren des Nächsten



Der Thron bleibt leer
Solvej Helweg Ovesen

„Es finden sich immer bestimmte zentrale Bezugspunkte, die es Menschen ermöglichen eine Übereinkunft zu erzielen, etwa im Sinne der Riten und symbolischen Objekte, wie sie Durkheim in Les formes élémentaires de la vie religieuse analysiert. Für jeden, der sich einer bestimmten Gruppe zurechnet, bilden alljährlich stattfindende Feste derartige feste Bezugspunkte. Und genau das leistet ein Kosmogramm: Es überführt die Gesamtheit in eine konkrete Ordnung als Grundlage für neue Interpretationen und Handlungen.“1
Happy Believers ist eine Art eigenständiges ,Glaubenssystem‘, das in der Gestalt eines zweijährlich stattfindenden internationalen Kunstereignisses auftritt ? Ergebnis einer im Laufe von zwei Jahren getroffenen Auswahl verwirklichter Ideen und Kunstwerke. Man könnte es auch als ein Kosmogramm bezeichnen. Im Folgenden möchte ich eine Reihe von Kunstwerken unter dem Gesichtspunkt betrachten, dass es sich bei ihnen um die Verkörperung subjektiv praktizierter ,Glaubenssysteme‘ handelt, die sich auch in ,lokale Kosmogramme‘ übersetzen ließen.
„Ein Kosmogramm beinhaltet häufig eine Absicht, die über das reine Beschreiben oder Darstellen hinausgeht. Oftmals handelt es sich um eine – im Sinne einer Möglichkeits- oder Zukunftsform – Neubeschreibung der Welt: nicht wie sie ist, sondern wie sie sein könnte. Es kann eine utopische Intention und das Ziel haben, in eine scheinbar unveränderliche Welt neue Entwicklungsmöglichkeiten einzuführen.“2
Der Begriff ,Kosmogramm‘ lenkt die Vorstellung von ,Glaubenssystem‘ in eine bestimmte Richtung. ,Kosmogramm‘ steht für eine konkrete Verkörperung eines Glaubenssystems – nicht für eine Theorie, sondern für eine bildliche Darstellung miteinander verknüpfter Symbole, eine Darstellung, deren Augenmerk auf der Praxis und der häufig mit ihr verbundenen rituellen Gesten liegt. Wichtig ist dabei der rituelle oder performative Aspekt. Im Gegensatz zu ihm bleibt das abstrakte ,Glaubenssystem‘ ungreifbar – etwa als ,Weltsicht‘, als ,Kosmologie‘ oder als ,Patchwork-Religion‘.
Ein Kosmogramm versammelt sich widersprechende Aspekte und Werte, die im Leben auftauchen. Es ist abstrakt und konkret zugleich und bildet somit eine Möglichkeit „die Schizophrenie unserer Kultur zu ermessen und sich von ihr zu lösen“3. In Happy Believers als ,glokalem‘ Kosmogramm bleibt der Thron leer. Es gibt kein Banner, kein Kreuz, keinen Buddha, keinen glücklichen Gläubigen, keine Ikone, keine Farbe oder irgendein konzeptuelles Loch in der Decke – ja nicht einmal ein Logo, was vielleicht die größte Überraschung ist!

Das Mandala-Tor
Betritt
man die diesjährige Werkleitz Biennale, so geht man durch das Mandala-Tor. Dabei handelt es sich um eine ortsspezifische Arbeit der schwedischen Künstlerin Gunilla Klingberg, deren ursprünglicher Titel Brand New View4 lautet. Dieses Konsum-Mandala formt aus den Logos etwa von Lidl, Spar, Pick Pay und Tesco ein tantrisches Muster sowie ein Mosaik und ist auf die große Fensterfläche der Eingangstür zum Volkspark aufgeklebt. In der Regel arbeitet Klingberg am liebsten mit billigen und provisorischen Materialien wie Supermarkttüten und den entsprechenden Logos, die sie grafisch zu seriellen organischen Mustern verarbeitet und beispielsweise als Tapete oder – wie in Brand New View – auf einer transparenten Oberfläche anbringt.
Das Mandala-Tor verflechtet in seiner Form die symbolischen und phänomenologischen Ebenen der Wahrnehmung miteinander indem es die Logos zu einem hypnotischen Muster auflöst. In der Wahrnehmung funktionieren traditionelle Mandalas auf ebensolche Weise. Die buddhistischen Mandalas, die zu den bekanntesten Formen von Kosmogrammen gehören, stehen für „eine heilige Wohnstätte, für das Haus einer jeweiligen Meditations-Gottheit, welche Eigenschaften der Erleuchtung trägt und verkörpert, die von Mitgefühl bis hin zu höherem Bewusstsein und Glückseligkeit reichen“. Für gewöhnlich sind es dreidimensionale, aus Sand geformte Bildzeichen, die im Zuge eines tantrischen Rituals angelegt und hinterher wieder zerstört werden5.
Während das Zentrum des Mandalas den erleuchteten Geist Buddhas darstellt, nachdem sein Körper ,dahingegangen‘ ist, wird die mit Markenzeichen versehene Oberfläche zum archetypischen Bild der ,längst vergangenen‘ spirituellen Erleuchtung der Konsumgesellschaft. Fällt jedoch Licht auf Brand New View, lösen sich zu Füßen des Besuchers die Logos auf dem Boden zu Mosaik-Schatten auf.

Problem Factory
Im
Foyer des Volksparks hat der dänische Künstler John Kørner eine ,Problemfabrik‘ gemalt und aufgebaut. Problem Factory ist ein Wandgemälde, das ein Problem-Festival und zugleich ein effizientes Produktionsbüro für Probleme vorstellt, beides auf die Innenseiten einer Reihe von Lagerregalen gemalt, die sich unter der Last der aufgereihten Probleme biegen. Zur Einteilung der Probleme in seiner Kunst hat Kørner ein System entwickelt – und zwar vornehmlich für die nicht klar umrissenen Probleme im Sinne von ,Wie soll ich mich verhalten?‘, für die es – wenn überhaupt – nur uneindeutige, heuristische Lösungen gibt6.
Damit sie deutlicher werden, verwendet Kørner für ,Problem‘ oder für ,Abstraktion‘ ein Zeichen, und zwar den ,Fleck‘. Dieser taucht, wie in Man With 44 Problems und Problem Factory, in den meisten seiner Arbeiten auf. Ein ,Problem‘ kann für Kørner eine Farbe sein – womit es rote, violette und gelbe Probleme gibt. Es sind alte und neue Probleme, die er in seinen Gemälden zusammenführt und die er mit Bezug auf die ,Zivilisation‘ und die Problematik der ,modernen Malerei‘ beispielsweise A Modern Problem nennt. Ein Museumsgebäude ist ebenso gut ein Problem wie eine Fabrik. Dasselbe gilt für Waffen, oder selbst für einen Matrosen. Ständig tauchen Probleme auf.
Kørner kam es darauf an, neue Möglichkeiten zu erschließen, wie man Malerei in Bezug zur Öffentlichkeit setzen kann. Er ist bekannt dafür, seine Gemälde, die er ebenfalls „Probleme“ nennt, im öffentlichen Raum zu präsentieren – als eine Form von konfrontativer Kunst und ein Zeichen für direkte Kommunikation. Ebenso häufig baut er auch Bühnen in den Ausstellungsräumen mit und für seine Gemälde auf. Im Rahmen von Happy Believers und seiner Auseinandersetzung mit Glaubenssystemen lässt sich Problem Factory insofern als ein lokales Kosmogramm verstehen, als die Biennale einen Schnittpunkt verschiedener Glaubenssysteme bildet, deren Nebeneinander – was nicht überrascht – auch zur konstanten Verhandlung und Erzeugung neuer Probleme führt.

Folkets Park
Annika
Erikssons Projekte setzen sich in der Regel mit Bühnen auseinander und speziell damit, was passiert, wenn auf ihnen Menschen mit unterschiedlichen Verhaltenskodizes aufeinander treffen. Sie schafft inszenierte Situationen, um so zwischen öffentlichen und privaten Beziehungen unvorhersehbare Verknüpfungen entstehen oder sie einander kontrastieren zu lassen, um mittels der performativen Vorführung unter der Oberfläche liegende soziale Relationen zwischen den ungeschulten ,Schauspielern‘ zum Vorschein zu bringen. Je nach Inhalt und Kontext schafft Eriksson auch Bühnen für fehlende Beziehungen und dokumentiert die Situation in Form von Videoaufnahmen, oder aber sie inszeniert Live-Situationen.
In ihrem Projekt für die Werkleitz Biennale hat Eriksson in Malmö ein neues Projekt für Halle entwickelt. Sie bezieht sich dabei auf den Folkets Park, einen Erholungspark für die Malmöer Arbeiterschaft, der aus einer Vorstellung heraus entstand, die im frühen 19. Jahrhundert in Schweden immer stärkere Züge gewann. Es war ein Konzept, das ein erstaunliches politisches Bewusstsein kennzeichnete: der Wunsch nach einer für jedermann zugänglichen Freifläche. Daneben hatte es den Zweck, ein Erholungsgelände zu schaffen, das eine Alternative zu den zahllosen Bierlokalen der Stadt bieten sollte. Die Anlage blieb jedoch nur eine Idee von Leuten, denen es an Mitteln und Unterstützung fehlte, um das, was sie sich ausgemalt hatten, jemals verwirklichen zu können. Doch ungeachtet dieser düsteren Perspektiven setzten die Arbeiter ihre Anstrengungen fort, ein entsprechendes Areal zu finden, einen Park für das Volk. Schließlich waren es ihre privaten Ersparnisse, die das heute noch existierende Projekt Wirklichkeit und zum Symbol für eine erfolgreich imaginierte Zukunft werden ließen.“ (Annika Eriksson)

In den vergangenen zehn Jahren hat Eriksson verschiedene Gruppen wie zum Beispiel Orchester von Postbediensteten oder auch Museumspersonal (etwa in Stockholm, London und Tokio) in Szene gesetzt, deren gefilmte Porträts die Verhaltensgegensätze zwischen den Individuen der Gruppe bei der Arbeit festhalten. Sie hat gemeinsame Improvisationen von brasilianischen Musikgruppen mit verschiedenen Stilen – Rap und Repente – auf die Beine gestellt, wobei im Laufe der Jamsessions ein funktionierender dritter Stil herauskam. Auf der ‚Frieze Art Fair 2004’ präsententierte sie Do You Want an Audience?, wo sie zwischen den Galerieständen eine Speaker's Corner einrichtete. Hier war jeder, der sich von der öffentlich gestellten Frage „Wollen Sie ein Publikum?“ angesprochen fühlte, eingeladen, die Gelegenheit beim Schopfe zu ergreifen. Leute kamen auf die Bühne und gaben öffentliche Kochkurse, Gesangsamateure brachten nach einem Auftritt professioneller Bauchtänzerinnen ein Ständchen usw. Auf diese Weise hat Eriksson diverse neue Möglichkeiten für performative Werke entwickelt, bei denen die Arbeitsprozesse selbst neue soziale Parallelen erzeugen.

Dieu
„Eine Klassenkameradin erzählte mir: Als sie sich entschieden hatte, ihre Religion nicht mehr zu praktizieren, als sie – wie man bei uns sagt – ‚die Augen öffnete‘, hat sie während des Sabbats das Licht angemacht. Als sie auf den Schalter drückte, war sie überzeugt, es würden in genau diesem Moment Flammen aus der Wand schießen und ihre Finger anfangen zu brennen und Gott selbst würde sie bestrafen.“ (Fabián Teruggi, Dieu, 2004)

Für ihren Film Dieu hat die französische Filmemacherin und Künstlerin Valérie Mréjen ehemalige orthodoxe Juden darum gebeten, jene entscheidenden Momente oder Phasen zu beschreiben, als sie zum ersten Mal eine religiöse Vorschrift verletzten – zum Beispiel am Sabbat oder in dem Moment, als ihnen nach dem Übertreten eines Gebotes klar wurde, dass sie es außer Acht gelassen hatten (das Anzünden von Licht am Samstagabend, am Sabbat Milch und Fleisch miteinander zu mischen, ins Kino zu gehen). Mréjens Interesse richtet sich darauf, wie diese Menschen jene Momente in ihrer Alltagssprache beschreiben, und auf die Einzigartigkeit dieser Handlung im Gegensatz zum gewöhnlichen Leben. Die Wirkung dieses Zusammentreffens von kurzen Schilderungen in ihrer amüsant-individuellen Ausdrucksweise und einem verinnerlicht-religiösen Kodex werden durch minimale Ausstattung und unbewegte Kamera verstärkt.

„Als ich 17 oder 18 war, studierte ich an einer Jeschiwa in Bnei-Braq. Ich hatte noch nie einen Film gesehen und ich wollte ins Kino. Im Kino sollte ja so einiges geboten werden. Das heißt, man bekam nackte Mädchen zu sehen. Ich sehe also ein Plakat von Moderne Zeiten und denke mir: ‚Moderne Zeiten, perfekt, der muss sehr aktuell sein.‘ Er lief im Israelischen Museum in Jerusalem. Ich verstecke also meine Jacke und meinen Hut in einer Tasche und setze mich. Der Film ist in schwarz-weiß. Ich sitze da mit weit aufgerissenen Augen. Am Ende der Vorstellung hatte ich völlig vergessen, warum ich gekommen war. Ich ging aus dem Kino und dachte über den Film nach. Ich war wie verwandelt nach diesen zwei Stunden. Ich war gekommen, um nackte Mädchen zu sehen – was ich sah, war Moderne Zeiten von Charlie Chaplin.“ (Fabián Teruggi, Dieu, 2004)

The Inner Sound That Kills the Outer
Die
dänische Künstlerin Kirstine Roepstorff gestaltet für die Werkleitz Biennale ein Collageprojekt, das sich auf die Frage konzentriert, wie innere Universen sich in andere (äußere) Universen einfügen und aus ihnen hervorgehen, und wie sich die Gegenwart des Unendlichen und des Unbekannten, oder auch nur einer besonders alten oder neuen Weltanschauung, erfassen lässt. Sie formuliert diese Thematik in ihren Überlegungen zum „Geist des Töpfers“ und „dem inneren Geräusch, das das Außengeräusch tötet“.
In Kirstine Roepstorffs Arbeit hat es immer ein fantastisches Element gegeben, das in den vergangenen fünf Jahren in der Entwicklung eines sich immer weiter ausdehnenden Universums im Medium der Collage bestand. Entstanden aus einer vielschichtigen Lage von Papierschnipseln, Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitten – die in Roepstorffs eigenem Stil des ,appropri-arranging‘ zusammengesetzt werden – entwickelt jede Collage ihre spezifische, temporäre Erzählung. Roepstorffs collagiertes Universum entsteht aus einer unberechenbaren Energie, bei der in Bild und Inhalt die Schwerkraft von magischen Anziehungskräften, Implosionen und Explosionen ersetzt wird.
„Ich arbeite mit dem Symbolischen, mit Unordnung und Ungleichgewicht, und dabei hilft mir die Verwendung von Bildern, die eine bestehende Wirklichkeit darstellen ... Meistens arbeite ich thematisch an einzelnen Serien, die sich auf bestimmte Fragestellungen konzentrieren. Zum Beispiel die Serie Mystique Harbour, die den Wind, die Wellen und den Nebel des modernen Kapitalismus erkunden ... In einer meiner jüngeren Gruppen von Arbeiten, A Handful of Once, geht es um den Zusammenhang von An- und Abwesenheit; um die Frage, inwiefern Abwesenheit in hohem Maße gegenwärtiger sein kann als Anwesenheit.“7

Der Ansatz von The Inner Sound That Kills the Outer bildet die Fortsetzung von Ideen aus ihrer jüngsten Collagenserie One Hand und taucht etwa auch in dem Gemälde If Balance Stops and Asks Why, Balance Will Die (2006) und dem Bild The Infinite and the Unknown (2006) auf. Letzteres präsentiert die wiederholt auftretende Figur ,Stop Woman‘, die in verschiedenen Situationen eine ,Auszeit‘ anzeigt und in ihrem Bauch einen endlosen Raum von Universen im Universum trägt. Zu beiden Bildern finden sich Parallelen in der kabbalistischen Schöpfungstheorie, nach der Gott sein Wesen ,zusammenzieht‘, um Raum für eine andersgeartete, unabhängige Welt zu schaffen.

The Black Room
In dem Film The Black Room verfasste der niederländische Künstler Melvin Moti ein fiktives Interview mit dem französischen Surrealisten Robert Desnos (1900 –1945) über die obskuren Séancen, die im Februar 1923 in Paris stattfanden und bei denen in einem hypnotischen Schlafzustand Schreibexperimente unternommen wurden. In dem Film ist das Interview zu hören.

Robert Desnos war für außerordentliche Fähigkeiten bekannt, besonders für „eine natürliche Anlage zur Selbsthypnose“, sogar am helllichten Tag, und für seine Versuche, im Schlaf zu schreiben. Während dieser Phasen schrieb er offenbar Gedichte und ganze Erzählungen, wie Simone Breton festhielt. Die Hypnoseschlaf-Séancen waren intensive Experimente, fanden jedoch nur ein Jahr lang statt, da eine Reihe der Surrealisten – so auch Desnos selbst – eine Abhängigkeit von ihnen und zudem Schlaf- und Essstörungen entwickelten. Ganz zu schweigen davon, dass Desnos mit einem Messer auf den Schriftsteller Paul Eluard losging. Letzteres brachte André Breton dazu, die Hypnoseschlaf-Séancen nicht weiter fortzuführen.
Die mit langsamer Kamerabewegung aufgenommen Bilder des Films erkunden die Wände der römischen Villa Agrippa in der Nähe von Pompeji.8 Sie zeigen ,naturgetreue‘ Illustrationen, die in einer endlosen, ,unwirklichen‘ schwarzen Leere schweben und aus dem ,Schwarzen Raum‘ der Villa stammen. „Dieser neue Stil, der in Pompeji aufkommt, markiert den Übergang von der realistischen Illusion hin zu einer imaginären und ungreifbaren Darstellung der Welt, vom Trompe l’oeil zur Magie.“9
Spirituelle Phänomene und die Erkundung der Frage, wie Erfahrungen übermittelt und rekonstruiert werden, spielen eine wichtige Rolle in Melvin Motis Arbeit. Moti ist wohl vertraut mit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem im 19. Jahrhundert aufkommenden Spiritualismus und veröffentlichte zudem in jüngster Zeit The Biography of a Phantom (2006). In diesem Buch befindet sich eine sorgfältige Rekonstruktion der zahlreichen Erscheinungen Katie Kings, des ersten in England offiziell anerkannten Mediums, über einen Zeitraum von mehr als einhundert Jahren. Ihre erste dokumentierte Materialisierung fällt in das Jahr 1852.

1 John Tresch, „Cosmogram, in Cosmograms, Melik Ohanian und Jean-Christophe Royoux (Hrsg.), 2004, S. 69.
Der im Rahmen der Religionswissenschaften und der Anthropologie verwendete Begriff ,Kosmogramm' verweist auf die praktische Seite einer ,Kosmologie'. Der Anthropologe John Tresch erläutert, inwiefern das Konzept sich zur Konkretion in Form von Text, Bild oder Architektur etwa im Zusammenhang religiöser, wissenschaftlicher oder künstlerischer Weltanschauungen eignet, wo diese Felder sich in verschiedenen Lebensbereichen überschneiden können. Ein Beispiel aus dem Feld der Religionswissenschaften ist das Tabernakel (das Offenbarungszelt Moses), ein tragbarer Tempel zur Religionsausübung für Nomaden.
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2 Ebd. S. 74.
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3 Ebd. Der französische Künstler Melik Ohanian ist Mitherausgeber von Cosmograms.
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4 Erstmals 2003 im Henry Dunker Culture Center in Helsingborg gezeigt.
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5 Quelle:www.tibet.com/Buddhism/kala1.html
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6 Cecilie Høgsbro, The Problem of Performing, John Kørner, Gl. Strand Kunstforening, 2004.
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7 Kirstine Roepstorff im Interview mit Max Andrew (Latitude), Wonderland (UK Magazine), August 2006.
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8 Die Wände wurden bei der Ausgrabung der Villa Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt. Sie werden im Museo Archeologico Nazionale di Napoli und im Metropolitan Museum of Art aufbewahrt.
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9 Thomas Michelon, The Black Room, Stedelijk Museum Bureau Amsterdam, 2005.
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