7. Werkleitz Biennale Happy Believers
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Willkommen zur 7. Werkleitz Biennale
Happy Believers!


In den letzten Jahren hat sich die Werkleitz Biennale Themen gesellschaftlicher Relevanz gewidmet, von real[work] (2000) über Zugewinngemeinschaft (2002) und Common Property / Allgemeingut (2004) haben wir mit und durch den Blick der Kunst eine andere Perspektive auf soziale Brennpunkte präsentiert. Im Herbst 2004, als wir das Thema der diesjährigen Biennale planten, zeichnete sich schon das ab, was heute als ,Wiederkehr der Religion‘ bezeichnet wird: ein zumindest in den Medien deutlich gesteigertes Interesse an religiösen Fragen. Ein erstaunlicher Prozess, nachdem man in den westlichen Industriegesellschaften Religion spätestens seit den 60er Jahren für ein Auslaufmodell hielt, Etwas, was im Laufe der weiteren Jahrzehnte von selbst verschwinden würde. Bei genauerer Betrachtung zeigte sich jedoch, dass zwar die Kirchen lange mit abnehmendem Interesse zu kämpfen hatten, sich aber das Bedürfnis nach Transzendenz, das Bedürfnis zu Glauben, erhalten hatte. Neue Formen dafür findet man reichlich, sei es in religiös verbrämten politischen Ideologien, der fetischisierten Warenwelt, dem Starkult oder auch der Kunst.

Vielleicht haben sich die verschiedenen ideologischen Modelle eines ,verordneten Glaubens‘ nirgends radikaler voneinander abgelöst als in den Ländern des ehemaligen Ostblocks und besonders in der ehemaligen DDR – in nur wenigen Jahrzehnten vom Kaiserreich über Republik, Faschismus, Sozialismus bis zum Kapitalismus. Die radikale Atheisierung in der DDR hätte nach dem Mauerfall zu einer deutlichen Rückwendung zum Glauben führen können, zumal die Kirchen eine wesentliche Rolle in der Überwindung des Regimes spielten, diese Re-Theisierung blieb jedoch aus; Sachsen-Anhalt ist das Bundesland mit der geringsten Konfessionsrate. Stattdessen suchen sich auch in den neuen Bundesländern heute immer mehr Menschen ihren eigenen Glauben und nehmen sich dabei aus den verschiedensten Angeboten wie aus einem Baukastenprinzip das heraus, was ihnen für sich am passendsten erscheint. Ist das nun Ausdruck dessen, was man als die neuen Ideologien, Individualismus und Globalisierung, bezeichnen könnte? Oder ist es eine freie Selbstbestimmung des Menschen? Eine Antwort auf diese grundlegende Frage können wir natürlich nicht geben, aber die Frage ,Woran glaube ich selbst eigentlich?‘ war für uns ein nicht unwesentlicher Bestandteil der Biennale-Vorbereitungen, die sich auch über die ,Round Tables‘, Künstlergespräche und die Ausstellung Moving Spirits erstreckten. An dieser Stelle laden wir Sie ein, für die fünf Tage des Festivals diesen Fragen mit uns nachzugehen. Wie bei allen unseren Biennalen steht der intensive Austausch zwischen Künstler/innen und dem Publikum im Zentrum unseres Interesses und wir sind gespannt auf Ihre Reaktionen.

Besonderer Dank gilt den teilnehmenden Künstler/innen sowie den Kurator/innen, die Happy Believers in intensiver Auseinandersetzung entwickelt haben. Und wir danken herzlichst allen Mitarbeiter/innen, Förderern und Freunden, die diese Biennale erst möglich gemacht haben.
Marcel Schwierin, Monika Stösser, Peter Zorn